farb

Sa, 15. Oktober 2016 – Sa, 27. Mai 2017

Werkraumhaus

Farbe gehört zu den ältesten Ausdrucksmöglichkeiten der Menschen. Farbige Zeichnungen an Wänden oder auf dem Körper waren Botschaften und Symbolträger, lange bevor es die Schrift gab.

Neben Sprache und Zeichen kommunizieren wir vor allem über Farben: in technischen Anlagen, um auf Inhalt oder Gefahren von Leitungen hinzuweisen; als Leitsysteme durch komplexe Gebäude wie Krankenhäuser oder Flughäfen; als Kleidung, die Auskunft gibt über den Charakter oder ein Code für eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit sein kann; und in der Gestaltung unseres Wohn- und Arbeitsumfelds.

Dabei empfindet jeder von uns Farben anders. „Solange die Farben der Objektwelt verhaftet sind, können wir sie wahrnehmen und ihre Gesetzmäßigkeiten erkennen. Ihr innerstes Wesen bleibt unserem Verstand verborgen und kann nur intuitiv erfasst werden“, schreibt Johannes Itten in seinem Hauptwerk Kunst der Farbe (1961). Persönliche Erlebnisse und Assoziationen, fachliche Abhandlungen oder das bunte Angebot der Farbpsychologie und -therapie prägen unsere individuelle Farbwahrnehmung und den Umgang mit Farbe im Alltag.

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Das gilt auch für die Mitglieder des Werkraums. Abgesehen von Branchen, deren Basis die Arbeit mit Farben ist, wie bei den Malerbetrieben, den Gestaltungsbüros oder etwa dem Polsterer, wird Farb bei den Handwerker:innen im Bregenzerwald eher zurückhaltend eingesetzt. Bei den Tischler:innen und Zimmerern beschränkt sich die Farbpalette meist auf die Nuancen der Naturhölzer. Ahorn, Buche, Fichte, Eiche oder Nuss sind nicht nur Material-, sondern auch Farbbezeichnungen.

Für die erstmals stattfindende Werkraumschau stellten sich die teilnehmenden Betriebe diesem elementaren Gestaltungsmittel nun bewusst oder intuitiv und entwickelten eigene Positionen. Rationale Herangehensweisen wie „Farbe ist für uns Funktion und Inhalt“ treffen dabei auf emotionale Zugänge wie „Farb isch f’r mi Leaba und Gfühl“.

Gemeinsam mit dem Werkraum entwickelte der Vorarlberger Grafiker Roland Stecher für die erstmalige Werkraumschau ein expressives Ausstellungsdisplay für die handwerklichen Objekte auf Basis seines Kernfarbensystems GOPB. Die raumgreifende Installation, die den 700m2-Innenraum und teilweise sogar die Glasfassade des Werkraumhauses bespielt, steht in farbigem Kontrast zur monochromen Gestaltung des von Peter Zumthor entworfenen Gebäudes. Eine mäandernde Abfolge von Farbräumen präsentiert an die 40 Mitglieder und Neumitglieder des Werkraums, deren Exponate Stecher szenografisch und farblich kontextualisiert hat.

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Ergänzend zu den Schaustücken und individuellen Statements der Handwerker:innen zum Thema Farbe führen Texte von Marielle Seitz, der Gründerin des Münchner Instituts für Kreativität und Pädagogik, in die Farbpsychologie und -mythologie, aber auch in ganz alltägliche Farberlebnisse ein. In fünf interaktiven Stationen können kleine und große Besucher:innen zudem mit Farbe experimentieren und ihre Wahrnehmung schulen.

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