Mehr als nur ein Fenster

Nina Fischer, Do, 07. Dezember 2023

Ein Gespräch mit Claus Schwarzmann
über das Handwerk und seine Einreichung
bei der Handwerk+Form 2023.

Weiterentwicklung, Verbesserung und hohe qualitative Ansprüche sind zentrale Werte für den Fensterbauer Claus Schwarzmann. Mit seinem Unternehmen möchte er ein Gesamtkonzept anbieten. Dabei denkt er ganz­heitlich: denn ohne Haus, kein Fenster.

Als Fensterbauer wird seine Herangehensweise stark von der Architektur beeinflusst, denn es gibt immer konkrete Vorgaben, die ein Fenster erfüllen muss. Auch der „Krützstock HERE“, prämiert bei der Handwerk+Form 2023, wurde als passende Lösung für einen Altbestand mit besonderen Anforderungen entworfen. Viele ausgeklügelte Details machen das Fenster nicht nur hochwertig, sondern auch praktisch. Claus Schwarzmann betont, das Fenster erfülle bereits viele Anforderungen, hätte aber auch noch Verbesserungspotential. Seine Kooperationspartner und er haben schon konkrete Ideen für dessen Weiterentwicklung.

Claus Schwarzmann scheut nicht vor Herausforderungen zurück, seine Arbeit ist für ihn ein ständiger Lernprozess. Die Fähigkeit weiterzudenken und flexibel zu reagieren, sieht er als Grundpfeiler seines Schaffes an. Seine Ideen testet er möglichst schnell als Prototyp in der Werkstatt aus. Oftmals erfordert dies Modifikationen an bestehenden Systemen. Mit nur wenigen Mitteln kann er einem Fenster sowie einem Haus einen ganz neuen Charakter verleihen. Er betont, dass sehr viel Emotion bei seiner Arbeit mitschwingt. Seine Fenster repräsentieren für ihn nicht nur ein Produkt, sondern eine Philosophie.

Siehst du dich als Entwickler oder als Gestalter?

CS: Ich bin Entwickler, aber nicht ausschließlich. Ich muss die Architektur des Hauses mitdenken, wenn ich ein Fenster entwickle.

„Ein Fenster muss zu einem Haus und zu den Menschen, die darin wohnen, passen. Das Gefühl muss stimmen.“

Bist du immer mit deinen Werkstücken zufrieden?

CS: Es gibt immer etwas zu verbessern. Der „Krützstock HERE“ ist noch nicht fertig, wir machen einfach weiter. Es gibt noch vieles zu entwickeln. Der Fensterladen soll z.B. auch als Insektenschutz funktionieren und trotzdem ästhetisch bleiben. Ich denke auch nicht jedes Mal von Neuem, sondern baue auf meine Werkstücke auf.

Was ist dein erfolgreichstes Werkstück und warum?

CS: Das gemeinsame Tüfteln bei Projekten für die Handwerk+Form macht mir große Freude. Ich schätze die Zusammenarbeit mit Architekt:innen sehr. Und wenn dabei etwas Tolles herauskommt, dann ist das auch für die Kundschaft gut.

Krützstock HERE

Handwerk+Form 2023
Kategorie: Exzellenz
Fensterfront
Fichte, Eiche, Messing, Vakuumglas, Netzplane
210 x 210 cm

Einreichung: Schwarzmann Fenster GmbH & Co KG, Felix, Claus und Jan Schwarzmann, Schoppernau
Entwurf: Architekturbüro Felder Geser, Egg
Mitbeteiligte: Figer Kunstschmiede, Peter Figer, Bezau

Was würdest du wahnsinnig gerne einmal umsetzen?

CS: Da gibt es nichts Bestimmtes. Ich sehe eher das Weiterentwicklungspotenzial von vorhanden Werkstücken oder Systemen.

Wenn du kein Handwerker geworden wärst, was wärst du dann geworden?

CS: Ich wäre Pfarrer geworden, das wäre für mich eine gute Alternative gewesen. Der Beruf hätte mir gefallen, aber heute bin ich doch froh, dass ich Handwerker geworden bin.

Braucht es das Handwerk und wofür?

CS: Damit man ein gutes Produkt entwickeln kann, muss man etwas von Grund auf lernen. Dafür braucht es mehr als nur Verständnis – Hände und Kopf müssen zusammenarbeiten. Da stecken komplexe Vorgänge dahinter. Ein/e Handwerker:in der sein/ihr Handwerk beherrscht, profitiert davon auch in anderen Lebensbereichen. Und ganz allgemein gesehen – ohne Handwerk wären die Produkte und die Gesellschaft langweilig.

Was fällt dir spontan ein, wenn du an die Zukunft des Handwerks denkst?

CS: Wir müssen bei den Jungen anfangen. Wir brauchen Menschen, die das Handwerk beherrschen und dafür braucht es wiederum Menschen, bei denen das Handwerk noch einen Wert hat. Die Werkraum Schule ist hier extrem wichtig. Eltern müssen begreifen, dass eine Handwerker-Lehre nicht nur eine Lehre ist, sondern eine fundierte schulische Ausbildung und eine gute Ausgangsbasis.

Warum machst du beim Gestaltungswettbewerb Handwerk+Form mit, was spornt dich an?

CS: Das Schöne an der Handwerk+Form ist, dass man Sachen auch wirklich umsetzt. Ansonsten bleiben viele Ideen, einfach nur Ideen und werden nicht realisiert. Es motiviert mich, mit Architekt:innen gemeinsam etwas voranzutreiben und aus dem Alltagsgeschäft rauszukommen.

„Wir brauchen Menschen, die das Handwerk beherrschen.“

Dieses Interview ist Teil der Serie „Handwerk erleben“.
Das prämierte Objekt „Krützstock HERE“ ist in der aktuellen Ausstellung zu sehen.

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